Nudging in der Gesundheitsförderung

Nugdes, was übersetzt so viel wie „Stupser“ bedeutet, sollen Menschen zu klugen Entscheidungen ermuntern, ohne sie zu bevormunden. Diese neue Methode wird zunehmend in der betrieblichen Gesundheitsförderung eingesetzt, um Mitarbeiter zu einem gesünderen Verhalten zu motivieren. Wie kann man Menschen zu ihrem Glück zwingen? Eine Frage, die sich schon viele Akteure im Gesundheitswesen gestellt haben.

„Sie müssen sich mehr bewegen!“ – eine Aufforderung, die viele Ärzte ihren Patienten mit auf den Weg geben, meistens mehr oder weniger erfolglos. Aber erinnern Sie sich an den Sommer 2016, als plötzlich viele Menschen in den Innenstädten und anderswo unterwegs waren – auf der Suche nach kleinen Monstern im Pokémon Go-Spiel. Dabei legten sie viele Schritte zurück, absolvierten also Bewegungseinheiten, die ohne das Spiel in den meisten Fällen unterblieben wären. Das war eine Form von „Nudging“.

Wikipedia erklärt Nudging als eine verhaltensökonomische Methode, bei der versucht wird, das Verhalten von Menschen auf vorhersagbare Weise zu beeinflussen, ohne dabei jedoch auf Verbote, Gebote oder ökonomische Anreize zurückzugreifen.

Wenn die Kollegen mitmachen

Menschen richten sich in ihrem Verhalten an ihrem Umfeld, also an ihrer sozialen Gruppe aus. Freunde und Kollegen haben durch das von ihnen gezeigte Verhalten einen großen Einfluss auf den Einzelnen. Diese Tatsache nutzt man auch beim Nudging. Nehmen alle Kollegen an einer Maßnahme teil, fällt es schwer, sich „auszuklinken“ und nicht ebenfalls mitzumachen. Dafür bedarf es guter Argumente, die bei Gesundheitsmaßnahmen nur selten vorhanden sind (es sei denn, dass etwa durch körperliche Einschränkungen eine Teilnahme nicht möglich ist).

Der Spaß und die Einsicht kommen dann im Laufe der Zeit und das ungewünschte Verhalten wird durch ein neues, positiveres Verhalten ersetzt – dann durchaus dauerhaft.

Schnell geht es nicht!

Aber: Gut Ding will Weile haben! Deshalb muss sich ein Unternehmen, das Nudging in der betrieblichen Gesundheitsförderung einsetzen will, darüber im Klaren sein, dass es sich nicht um eine Einmalaktion, sondern um einen langfristigen Prozess handelt. Der Einsatz lohnt sich jedoch, weil hier ohne schädlichen Druck eine dauerhafte Verhaltensänderung möglich ist.ac

Praxistipp

Nudging im Betrieb könnte z. B. so aussehen, dass die Kantine so angepasst wird, dass die gesunden Lebensmittel auf Sicht- und Greifhöhe platziert werden oder der Pausenraum mit Möglichkeiten zur sportlichen Betätigung ausgestattet wird (z. B. mit einem Ergometer oder Kicker). Zudem können Betriebe ihren Mitarbeitern E-Bikes und kostenfreie Lademöglichkeiten zur Verfügung stellen.